Pauls Lächeln wird uns fehlen

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Kaum jemand kann sich erinnern, ihn einmal in ernster Pose gesehen zu haben. Paul lächelte immer, zumeist strahlte er über das ganze Gesicht. Wie hier bei der letzten Sportgala im April 2015 im Meraner Kurhaus mit seiner Frau Ida, seinen zwei Töchtern Lea und Karin und ihren Partnern. Dabei hatte es der 57-Jährige aus Feldthurns nicht leicht. Mit 20 Jahren wurde er Opfer eines Arbeitsunfalls (ein Baumstamm traf ihn am Rücken), der ihn seither an den Rollstuhl fesselte. Oberhofer machte aber das Beste daraus. Er gründete eine Familie, die sein ganzer Stolz war, und er widmete sich äußerst erfolgreich dem Sport. Sein großes Hobby war das Fischen, das er vor allem am Gardasee ausübte und das ihm auf tragische Weise zum Verhängnis wurde.

 
Angehörige und Freunde, konnten es nicht fassen, als sie die Nachricht hörten. Eine Windböe hatte beim Fischen am Gardasee das Segelboot des ehemaligen Spitzensportlers zum Kentern gebracht.  Paul, der sich alleine und ohne Rettungsweste auf dem Boot befand, galt einige Stunden lang als vermisst. Dann traf die erschütternde Meldung ein: Der Feldthurnser hatte es nicht geschafft. Sein Leichnam wurde durch die Strömung an Land gespült.

Paul Oberhofer war ein Pionier des Südtiroler Behindertensports. In den 80er- und 90-Jahren, als die Rollstuhl- und Handbike-Rennen noch nicht die heutige Bekanntheit hatten, war er einer der ersten, der auf nationaler und internationaler Ebene zu großen Erfolgen kam. Mit Hans Pircher fand er beim Läuferclub Bozen einen idealen Trainer. In Seoul, Barcelona, Albertville und Lillehammer nahm er an den Sommer- und Winter-Paralympics teil, der Schludernser Roland Ruepp war häufig sein Partner.

Legendär sind seine Duelle mit Enzo Masiello. Mit dem Italiener lieferte er sich jahrzehntelang denkwürdige Zweikämpfe, zumeist im Sommer bei Handbikerennen, aber auch im Winter beim Skilanglauf. Der Schweizer  Heinz Frei, eine Legende im Rollstuhlfahren, zählte zu seinen Freunden.

In den letzten Jahren machte ihm die Schulter zu schaffen. Er musste den Sport auf das Notwendigste einschränken und bestritt nur mehr gelegentlich Wettkämpfe.

Sein ganzer Stolz war seine Familie: Seine Frau, seine zwei Töchter und die zwei Enkelkinder. Tochter Karin trat sportlich in seine Fußstapfen und schrieb sich in die Sportschule Mals ein. Sie entschied sich für den Biathlonsport und brachte es zur absoluten Weltklasseläuferin. Ihre Olympiamedaille in Sotschi war für den Feldthurnser eine besondere Genugtuung.

Bemerkenswert für alle, die ihn kannten, war Pauls gute Laune. Überall wo er auftauchte, kam gute Stimmung auf. Sein Lachen und sein Humor waren ansteckend.

Paul wird uns fehlen.